Ich habe fast immer in Corporates gearbeitet und es geliebt. Es ist was Besonderes, wenn man ein Puzzleteil eines riesigen Wand-Bildes wird, vor allem wenn man Aufgaben und Rollen machen durfte, wo genau dein Puzzleteil auch einen Unterschied gemacht hat. Ich habe unheimlich viel Glück in meiner Karriere gehabt. Ich habe tolle Aufgaben gehabt.
Ich durfte mit tollen Menschen arbeiten und habe alles von Stellen in CEO-Office gehabt bis zum Management eines internationalen Teams mit 8 Millionen EUR Budget. Es waren lange Nächte auf Sales Events in Roof-Top-Bars in Barcelona und lange Arbeitstage in Palo Alto, CA., USA. Work hard, Party hard!
Parallel dazu habe ich zwei Kinder gekriegt und ich habe eine vage Erinnerung an die Elternzeit, wo trotz Auszeit gearbeitet wurde und stunden lang auf einer Flugzeugtoilette mit der Milchpumpe, Tausende Kilometer weg von meinem 9-Monate alten Baby. Dann kam das Jahr, wo der Burn-out mir die Puste nahm und mich zwang, 3 Monate den Stecker zu ziehen, weil ich kaum die Energie fand, mich aus dem Bett zu ziehen. Work hard, fall hard!
Arbeiten bis zum Umfallen war mir nicht fremd. Meine Eltern waren selbstständig und das Geschäft war immer mit am Esstisch. Wir sind als Familie zusammengerückt – zu jederzeit, und als meine Klassenkameraden die Sommerferien im Freibad verbrachten, war ich im Keller und habe Schuhkartons gestapelt und gelabelt. So war es halt – kein „Wenn und Aber“. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich es jemals infrage gestellt habe, weil wir in der Familie immer zu 400 % dabei waren.
Vielleicht war das Gefühl immer in mir drinnen, sodass ich mich selbst eines Tages in die Fußstapfen meiner Eltern wagen würde und hautnah erlebe, wie das ist mit dem „Selbst“ und „Ständig“. Es wär März und 2019. Ich hatte gerade ein riesiges Projekt erfolgreich abgeschlossen und ein Vakuum wuchs in mir. „Was jetzt?“ „Was als Nächstes?“ Ich war voller Adrenalin und Tatendrang, aber auch Mitte drinnen in einer der unzähligen Reorganisationen, wo neue Chefs promotet wurden, neu gewürfelt wurde und ganze Teams von A bis K bewegt wurden. Und dann eines Abends als ich versucht habe, mein Frust durch Wald-Jogging wegzurennen, war es plötzlich klar „Jetzt oder nie, Lone!“ Nein, nicht mit mir! Da ist noch so viel in mir drinnen, was raus will.
Ich wusste, dass Selbstständigkeit kein Kinderspiel ist. Vielleicht haben es die Corona-Zeit und die unzähligen Lockdowns noch schwieriger gemacht. Ich weiß es eigentlich nicht, weil ich genau zu diesem Zeitpunkt in die Selbstständigkeit gesprungen bin. Mit allem, was ich bin. 400 %.
Ich habe mich auf einem Lernweg begeben, der so steil ist und so ein großes Geschenk bringt, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Ich fühle mich so privilegiert, dass ich viele neue Sachen lernen darf, Seiten von mir selber tagtäglich erleben darf und Menschen in meinem Leben umarmen darf, die mir Energie und positive Vibes mitgeben.
Vielleicht ist mein Puzzle nicht mehr so groß wie in der Welt der Corporates. Aber Mensch, wie schön das bunte, vielfältige Bild ist, das daraus erstanden ist. Danke, Selbstständigkeit. Für alles, was du mir tagtäglich beibringst!
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